Eierlesen in Kiebingen

Das nächste Eierlesen in Kiebingen ist im Jahr 2024! – 01.04.2024

 

Die Kiebinger Eierleser-Tradition!

Die 19 und 20jährigen Kiebinger (ehemals Rekrutenjahrgänge) halten den schönen Osterbrauch des Eierlesens aufrecht. Dazu gehört jedoch nicht nur das Fest am Ostermontag, welches immer in geraden Jahren im Wechsel mit dem Wurmlinger Pfingstritt abgehalten wird, sondern auch viel Vorbereitungszeit.

Bereits im Sommer vorher wurde von den vorherigen Eierlesern die Tradition in einer Vollversammlung an die jetzigen Eierleser übergeben. Durch Wahlen wurden Vorstand und Ausschuss bestimmt.

Um die Kameradschaft zu vertiefen organisiert man oftmals bereits im Vorfeld eine Tanzveranstaltung und auch während der Fasnetszeit baut man unter einem gemeinsamen Motto einen Umzugswagen und präsentiert diesen beim eigenen Fasnetsumzug am Fasnetsdienstag. Auch die alljährliche danach stattfindende Fasnetspredigt am Kiebinger Rädlesbrunnen wird von allen Kiebingern immer heiß erwartet. Dafür horcht sich der ganze Jahrgang im Dorf um, was sich letztes Jahr an lustigen Dingen so alles abgespielt hat. In Versform wird dann über die Mißgeschicke berichtet.

Nach der Fasnetszeit geht es zum Endspurt der Vorbereitungen für das große »Eierleser«-Fest am Ostermontag. Ausschuss und Vorstand planen die letzten Einzelheiten. Das Festprogramm wurde festgelegt und für das leibliche Wohl unserer Gäste während der Festtage muss gesorgt werden. Ggf. wird ein Festzeit wird von den Jahrgängern und vielen Helfern aus Familien- und Freundeskreisen aufgestellt oder man nutzt hierzu die Kiebinger Sülchgauhalle

Bereits bei den ersten Versammlungen des Jahrganges werden die Wettkämpfer bestimmt. Der jüngere Jahrgang wählt seinen Eierleser und Auffänger und der ältere Jahrgang den Läufer. Es wurden natürlich bei beiden Jahrgängen die besten Sportler bevorzugt, die durch zusätzliches Training ihre Leistungen noch verbessern können. Es gilt die Zeiten der Vorgänger einzuhalten oder vielleicht noch bessere Zeiten zu erreichen.

 

Wettkampf zweier Jahrgänge

In Kiebingen, wo die 19- und 20jährigen des Ortes alle zwei Jahre das Eierlesen ausrichten, da werden Eierleser und Fänger aus dem älteren und der Läufer aus dem jüngeren Jahrgang durch vorheriges Training ermittelt. Am traditionellen Termin – nämlich dem Ostermontag – ziehen die stellvertretend ausgewählten Wettkämpfer im Kreise ihrer Jahrgänger und Jahrgängerinnen, mit Musik zum Wettkampfplatz beim Neckar. Dort sind bereits alle Vorbereitungen getroffen. Der jüngere Jahrgang, gekennzeichnet durch ein grünes und der ältere Jahrgang, gekennzeichnet durch ein rotes Schulterband, stehen sich für die Dauer des Wettkampfes als konkurrierende Parteien gegenüber.

Vor dem Start überprüfen Eierleser, Fänger und Läufer, ob die 96 rohen Eier in der richtigen Entfernung von 85 cm ausgelegt sind. Mit dem Startschuss begeben sie sich dann an ihre unterschiedlichen Laufaufgaben. In Kiebingen erlauben es die Spielregeln dem Eierleser, dass er in fünf Läufen jeweils zwei Eier gleichzeitig aufheben darf, dann muss er jedoch jedes Ei einzeln aufnehmen. Der Fänger steht zwölf Meter vom ersten Ei der Reihe entfernt in einem vier mal vier Meter großen gekennzeichneten Quadrat. Innerhalb dieses Aktionsraumes versucht er, die ihm vom Eierleser zugeworfenen Eier in einer spreugefüllten Wanne zu fangen.

Dem Kiebinger Eierleser sind zwölf Fehlwürfe erlaubt. Während also auf dem Wettkampfplatz so manches Ei nicht ganz unabsichtlich in der Spreuwanne landet, begibt sich der Läufer nach Rottenburg, um im Hause Fischer ein Päckchen abzuholen. Damit dem ordnungsgemäßen Ablauf des Wettstreites nichts im Wege steht, wird der Läufer durch einen mitfahrenden Radfahrer kontrolliert.

Wenn aber der zurückeilende Läufer vom Kiebinger Spielgeschehen aus zu sehen ist, dann erst kommt der Wettkampf in seine spannendste Phase. Eierleser und Läufer geben ihr Letztes, um den Sieg für ihre Partei zu erringen. Und wie es bei Wettspielen nun einmal so üblich ist, gebührt mal dem Eierleser, mal dem Läufer die Siegestrophäe, hier eine geschmückte Tanne.

Nach einer Erholungspause, deren Notwendigkeit die sportliche Ernsthaftigkeit des Wettkampfes unterstreicht, ziehen beide Parteien in der Regel zum aufgestellten Festzeit, wo der Ostermontag seit Jahrzehnten unter reger Anteilnahme der Kiebinger Bevölkerung bei Eierdotsch und Tanz in feuchtfröhlicher Form ausklingt.

Über die Entstehung dieses alten Volksbrauches fehlt jede schriftliche Überlieferung. Die Ältesten des Dorfes, die vor vielen Jahrzehnten das Spiel ebenfalls ausgetragen haben, wissen nur zu erzählen, dass es schon von ihren Vätern, Groß- und Urgroßvätern ausgeführt wurde.